Liebeswirres
Lila Blüten tauen sanft
Auf dem verziehenden Dunst unserer Liebe.
Aschevögel haben sie zärtlich begraben.
Niemand konnte herausfinden, wann sie gestorben war. Und woran genau.
Jeden Tag
Besuche ich das Grab.
Die blaue Luft schärft den Blick.
Und ich erkenne erleichtert
Meine blutlosen Hände.
wilhelmina - 17. Mär, 01:45
Noch ein weiterer Moment, den ich festhalten muss.
Dritter Tag des Kongresses. Du warst mir bereits aufgefallen.
Ich gebe zu, ein wenig nach einem Augenpaar gesucht zu haben, in dessen Licht ich mich herausgefordert fühlen könnte.
Aber dein Blick fiel dann nicht nur auf die lichtvolle Oberfläche, sondern deine Wachheit und Intelligenz verschafften Dir sofort eine Vorstellung, wie ich wirklich bin. Und als ich spürte, dass du Gefallen daran fandest, wurde ich beinah schwach vor Verlangen.
In der Mittagspause verließ ich den Vortragssaal und saß bald für vielleicht eine halbe Stunde allein mit dir in einem Straßencafé bei ahnungsvoller Septembersonne, nachdem die anderen bereits gegangen waren. Wir sprachen professionell und freundlich und vielleicht sogar schon ein bisschen ehrlich miteinander. Dabei fassten Deine Blicke meine Haut an. Ich spürte die Bereitschaft meiner Nervenzellen, sich voll auf deinen Körper einzulassen.
Wir verabschiedeten uns, wieder professionell und freundlich.
Doch ich ging nicht zurück in den Sitzungssaal; den Vorträgen würde ich ohnehin nicht mehr folgen können.
Ich trabte mit großen schwungvollen Schritten zum Fluss und blickte in die reißenden Strömungen. Ich atmete drei Mal bewusst. Sog tief die Luft durch die Nase in meine Lungen und stieß die kontrolliert langsam wieder durch den Mund aus. Ich spürte ein Zittern auf meinen Wangern, bald ein meinen ganzen Körper durchspürendes wärmendes Gefühl.
Ich ging ins Hotelzimmer. Fasste mein Gesicht an, während ich mich im Spiegel sah, fand mich schön.
Also schlüpfte ich in den Badeanzug und verließ mein Zimmer mit dem viel zu großen Hotelbademantel und den zu großen Hotelschlappen Richtung Hallenbad.
Die Schlappen machten ein leises Abrollgeräusch auf dem blauen Teppichboden im Hotelflur. Flap, flap.
Im Hallenbad war ich allein. Ich legte mich in die Sauna, die nicht wirklich heiß war, eher ein wenig warm. Die Hitze in mir über meinen schönen einsamen Körper, die Hitze, die deine Nähe hinterlassen hatte, durchströmte mich lustvoll. Ich schloss die Augen, um mich ganz auf meine Lust zu konzentrieren.
Meine Schritte führten mich aus der Sauna zur Damentoilette. Es war ein einzelner kleiner Raum ohne Abtrennungen, nur mit einer einzelnen Toilette, einem Waschbecken mit Spiegel und einem silbernen Papierspender.
Ich schlüpfte aus dem Badeanzug, stellte mich breitbeinig gegenüber des Papierspenders, an dem ich mich mit der linken Hand festhielt. Mit der rechten Hand gab ich mich der Lust hin und stellte mir vor, dich hinten zwischen meinen Beinen zu spüren. Dabei sah ich mein vom gewölbten Papierspender verzerrtes Spiegelbild, ohne dass es mich störte. Es war das erste Mal seit langem, dass ich Lust empfunden hatte, wirkliche Lust, und mich einer Fantasie hingeben konnte, die in all ihrer Verbotenheit und akuten Dringlichkeit eine Erfüllung einhielt.
Danach wusch ich mich kurz unter der Dusche und schwamm ein paar Mal durch das Becken, erregt von meinem verdorbenen Geheimnis und die Tatsache verarbeitend, dass sich mein inneres Verhältnis zu dir von einer süßen Lust zu einer schmerzhaften Faktizität veränderte: ich wollte dich besitzen; ich hätte dich besessen, wenn mein "er" und deine "sie" nicht wären.
Noch hielt ich es dennoch für vergänglich süße Schmach.
Doch seit du am selben Abend deine Hand auf mein Knie so zart legtest, inmitten der Großveranstaltung unter der schweren Tischdecke, seitdem spüre ich diesen Stich in der Brust, diesen Stich, den man nur zu ertragen lernen kann, aber der niemals heilbar ist.
wilhelmina - 25. Nov, 21:17
Ich war nach Hamburg gefahren. Mit ein paar Leuten, fast zufällig.
Ich sitze in Hamburg auf dem Uni Campus. Ich weiß, dass ich mich von den anderen entfernen muss, um Dich zu suchen.
Ich verschwinde unter einem Vorwand. Ich durchkämme den Campus. Ich durchsuche die Gebäude, blicke auf jedes Schild vor jeder Tür. Hier ist die Verwaltung, hier Prof. Soundso.
Ich weiß, du müsstest irgendwo im zweiten Stock sein.
Falsch. Dort ist nur jemand mit deinem Namen. Dein Vater.
Ich suche weiter. Vielleicht im fünften Stock. Ich habe Hunger, Durst. Ich renne durchs Treppenhaus. Überall Türen, nirgendwo dein Name. Ich fahre Aufzug. Türen. Vielleicht verlässt du gerade eben das Gebäude. Leere Gänge. Ich muss dich heute noch finden, morgen ist doch Sonntag und du bist nicht da. Die Sonne geht unter. Ich erschlaffe. Ich habe dich nicht gefunden, aber ich weiß, du bist irgendwo nah. Hoffentlich bist du nicht in einer anderen Stadt auf einer Tagung. Aber nein. Von einer Tagung wüsste ich doch. Ich bin so erschöpft und durstig und hungrig. Zum Glück habe ich noch ein schönes Hotelzimmer in der Uni bekommen. Ich schlafe. Früh morgens will ich am liebsten sofort los, weitersuchen. Aber ich muss dringend duschen, so kann ich dir nicht begegnen. Mein Bruder ist da. Wir finden im Foyer bei einem Stand, der Kleidung verschenkt, ein paar meiner Pullis. Zum Glück, so habe ich etwas Frisches zum Anziehen, wenn ich dich endlich treffe. Es ist mir egal, dass meine anderen Pullis verschenkt werden. Hauptsache, ich finde dich. Ich muss dich suchen. Ich suche dich, die Treppenhäuser, die Türen, die vielen Türen. Ich denke, es muss doch zu schaffen sein, dich zu finden, bevor ich aufwache. Ich will dich so unbedingt finden. Ich bin völlig aufgelöst vor Sehnsucht nach dir. Ich bin extra hier, um dich in kalkuliertem Zufall zu treffen, weil es ja ein Verrat an X wäre, mich mit einem anderen Mann zu verabreden, der mich liebt wie du es behauptest. Doch wo kannst du nur sein, wo. Das ist doch dein Campus, aber wo ist dein Büro. Ich weiß gar nicht, was ich dir sagen will, wenn ich dich finde. Ich will dich einfach finden. Ich will einfach bei dir sein. Ich will lieber mit dir zusammen verzweifelt sein als alleine. Du.
Ich suche dich in anderen Gebäuden, es ist zum Haare raufen. Treppenhäuser, Gänge, Türen.
Der Wecker klingelt.
Ich presse die Augen zusammen und schalte ihn ganz schnell aus. Ich muss dich noch finden, bevor ich aufwache. Ich kann unmöglich mit der Suche in den Tag starten. Ich klappere noch ein paar Türen ab. Aber es ist zu spät. Ich bin aufgewacht. Eine Träne läuft aus meinem linken Auge über die Schläfe in mein Haar. Ich öffne die Augen langsam. Ich greife mir mit beiden Händen fest ins Haar. Scheiße. Ich reibe mein ganzes Gesicht. Fühle nochmal genau, was ich gefühlt habe. Ich frage mich halbwach, ob ich, wenn X nicht wäre, vielleicht wirklich einfach mal nach Hamburg fahren würde. Es ist so weit weg. Ich weiß auch gar nicht wirklich, wer du bist.
Ich erinnere mich nur an den Moment, als inmitten von Menschen, ich dich gefunden hatte. Dich begann zu verstehen und zu mögen. Die Intuition war stark zwischen uns und verwandelte sich in Intimität, als du mir immer öfter impulsiv über den Rücken oder den Oberschenkel gestrichen hast, einfach so, und in deinem Gesicht konnte ich sehen, dass du erst in diesem Augenblick gemerkt hast, was du gerade tatest.
Aber als du inmitten der Abendveranstaltung unter der schweren Tischdecke dein Bein an meines gedrückt hattest, und ich mich den Druck erwidern spürte, da war es kein plötzlicher Impuls mehr. Als du deine Hand so zart auf mein Knie gelegt hast unterm Tisch. Es war kaum ein Anfassen, kaum eine Berührung, es war der zarteste Kontakt, den mein Knie je gehabt hat und mein Herz. Du hast später gesagt, du musstest das einfach tun. Und ich wusste das. Ich musste auch einfach von dir berührt werden. Ich musste.
Und diese Dringlichkeit ist mir noch heute unbegreiflich, überfordert mich jetzt Wochen später immer noch. Wir haben alles mit Worten wieder in Ordnung gebracht. Du bei ihr, ich bei ihm. Alles sicher verpackt. Aber ich weiß, dass du zumindest in dieser Nacht mit mir an einen anderen Ort gegangen wärst. Du hättest mich unter den Arkaden gegen das alte Gemäuer gedrückt und geküsst und allem Ausdruck verliehen, was du fühltest, mit Taten, nicht mit Worten. Vielleicht wäre es dabei geblieben. Ich weiß das alles nicht.
Ich weiß nur, dass ich da nicht einfach so drüber komme.
Ich straffe mich, stehe auf, reiße das Fenster auf. Kalte Novemberluft schlägt mir entgegen, ein unruhiger grauschwarzer Himmel entfärbt den Tag.
Ich hatte dich nicht gesucht und doch gefunden.
Und jetzt? Suche ich dich, obwohl ich es mir verboten hatte, und versuche mit aller Kraft, dich nicht zu finden.
wilhelmina - 19. Nov, 12:56
es ist wichtig, dass ich auch die Zeitpunkte festhalte, in denen es leichter ist.
Wenngleich in letzter Zeit so vieles mir schwer vorkam, so doch nie: ihn zu lieben. Selbst wenn die Zweifel an der Beständigkeit der Beziehung (Zusammenziehen wird nichts etc) immer wieder Raum verlangen, sie verdrängen nie die Liebe, kein winziges Bisschen.
Ich liebe ihn so stetig und kraftvoll und fraglos - ich wachse über mich selbst hinaus.
Ja, dazu gehört die kleine Lüge. Ich habe dem Nachbarn, von dem ich weiche Knie bekomme und mich schön fühle, abblitzen lassen; nur dass ich ihn auch weich habe fallen lassen, erzähle ich natürlich nicht weiter. Ich habe ihm gesagt, dass ich gerade, wenn ich jemanden interessant finde, auf Distanz bleibe WEGEN meiner Beziehung. Weil ich damit nicht anders umgehen kann. Na ja. Ich weiß nicht, ob das als schwaches Bild interpretiert werden kann oder als starkes.
Fest steht für mich, dass meine Liebe nach wie vor unerschütterlich ist; nicht mal von meinen eigenen paradoxen Handlungen.
Und das sie mich widerstandsfähig macht gegen ManMarDrTexMarRobFloFla usw usw.
Schade, dass ich ihm diesen Triumph nicht erzählen kann, denn er darf ja nicht wissen, dass überhaupt ein Triumph nötig ist.
Bescheuerte Sache, die Liebe
wilhelmina - 13. Feb, 22:10
anknüpfend an den letzten beitrag teile ich eine erinnerung
vor vielleicht wirklich schon ein paar wenigen jahren
habe ich in der gelegentlichen recherche nach deinem namen
eine audiodatei von einem radiosender gefunden, irgendein ernster rundfunk
du hast an einem hörbuch mitgewirkt
einer geschichte darüber, wie ein dorf abgebrannt ist
und wie sehr das weh tat
ich erinnere mich nicht mehr genau an den inhalt
ich wusste nur irgendwann, zu welcher minute ich springen musste, um sofort bei deiner längsten passage zu sein und auch bei den anderen
und die worte die du sprachst - ach. du sprachst ausgerechnet den trauernden liebenden, der erzählt, wie sehr er eine frau geliebt hat und unter welchem schmerz ich erinnere mich nicht an die worte
nur an die viel geträumte weichheit deiner stimme
der schmerz, der immer mitklingt in ihr, der schmerz an die oberfläche geholt
und wie du über die liebe sprachst, stellte ich mir vor, du sprächest zu mir und schloss die augen
und atmete den süßen schmerz
horchte in die gänsehaut und die tränen, die sich nur andeuten
was soll ich denn machen wilhelm
ich habe das internet auf den kopf gestellt
aber das hörbuch war nur wenige wochen online
und die texte, die du sonst sprichst, lassen mich nicht so leicht träumen, du sprächest mit mir
liebst du mich denn noch
und verzeihst du mir eigentlich, dass ich mich nie für dich entschieden habe?
wilhelmina - 17. Jan, 00:16
frankly i dont care anymore
i have to ask you
why have we never really loved eachother
and should i even try to get you out of my head
you have been there for about 14 years now
yes there were times i didnt think about you
but you were always that part of me that was impossible to neglect
and now
after nearly 7 years of trying to neglect it
i have to look myself straigt in the eye and say: stop the bullshit.
whatever i am going to do with my life
you will be a part of it
not necessarily as a caring friend
and of course not necessarily as a lover
but you were always that voice in my head
an thats what you'll always be
you will always be the one whose name is enough to give me a feeling of secrecy
because its been a secret what you mean to me
for seven years now
so what am i going to do about it
maybe i should give you exactly these written words
but what then?
the huge problem here is: i made a vow to another man.
and i dont intend to break it
on the other hand i have to give up trying to forget you
the energy isnt worth it - it wont work.
your in my head - i think about you every fucking day
when i sometimes randomly hear a voice nearly as dark and warm as yours - i shiver and all that i am wishes it would be you. knowingly you are far away. well not that far actually.
so, anyway. I havent figured out what i am going to do about it - yet.
but i realised it is pointless to work on forgetting you.
so i willingly give you my last thought before falling asleep
and my most intense thought when i am solitary will be thought about you - the farer i am away from my life and my people, the brighter you shine in my head. it will be that way.
maybe i will watch you one day being a father and a husband - with another woman and i life that makes you happier than i ever could.
maybe i'll have kids on my own - and maybe even a happy life without you.
i guess thats just on of these unfinished things that happen in life.
a love that was always there but never had any space.
a love that was always growing without any closeness.
a love without any chance to prove and fail.
i dont know what is to come
but i know im not watching out anymore
i will relentlessly think about you forever
and never truly get to know whether you are that person
thats the most likely way
so
like this
i can say
love you forever
and never tell you.
and i will just have to deal with that and never try to end it again.. i guess there are bigger inconsitencies in life than that.
wilhelmina - 19. Nov, 00:52
what if
one day
he and i
break up
and live lifes apart from eachother
what if then i meet you again
what if i love you again
and you love me
what if this comes true
one day
i know i would look at you
and i wouldnt love you anymore
one day you would just be a friend
just like you were before
the magic will be gone
just when you open your eyes after blindly listening to a philip glass piece
when you see the real colours of life again
which arent always as beautiful as the colours you imagin to the sweet sounds in your head
what if i realise then
that i should never have left him
knowing i couldnt love you
one day
this might happen
or not
until then or forever
i'm sitting in my room
watching the quivering branches of the ivy through the dirty window
thinking about that it wouldnt work out to leave him and be with you
loving him
and loving you
but knowing
that the possibility to love him forever
is slightly bigger than the one of loving you forever
therefore i must not love you
and it is okay to cry
isnt it weird
that my sacrifice for keeping love alive
is love itself
and like this
when i never get the chance to try to give my love to you
i will stay with him lovingly
and love you
always
wilhelmina - 4. Jul, 22:49
ich sitze vor diesem jungen
(es fällt mir schwer zu sehen, dass er auch ein mann ist)
ich sehe, dass er mir nicht gerade gefällt
er hat ein komisches mal am auge
zigarettenrauch verschleiert sein gesicht
wenn sich der rauch verzieht, sieht man die augenringe
und die blässe
er hat runde feste hände sie sind immer warm
der whisky fließt seine kehle hinab und er verzieht keine miene
er gefällt mir nicht besonders
nur zufällig binde ich an ihn eine erinnerung
die erinnerung an mein früheres ich
ein ich, in dem hingebung und angst einander sanft die hand reichten
ein ich, das keine liebesgrenzen kannte aber deren erfüllung fürchtete mehr als angemessen
ein ich, das sich ganz klar war: dass man ihn lieben muss, auch wenn man ihn nicht erträgt
so sitze ich vor diesem jungen (ich bin nicht sicher, ob er schon ein mann ist)
und versuche scharf in ihn hinein zu blicken
blicke verträumt an ihm vorbei
und wenn er meine augen fängt
fängt er sie irritiert zärtlich und manchmal nicht ernsthaft genug
dann frage ich mich: welchen teil der möglichkeiten will er nicht sehen - meine oder seine?
will er es nicht so halten, dass ich weiß, wie er mich liebte?
will er es vermeiden, dass meine erinnerung ihn ersetzt?
ich weiß nicht, was er fühlt
und der zigarettenrauch hängt zwischen uns wie ätzende flammen
kann ihn nicht durchdringen
er umgibt sich mit whisky und zigaretten
er schirmt sich ab mit dem, was mich anwidert
aber manchmal
für schmale sekunden
sieht er hindurch zu mir in meine augen
und die blicke treffen sich, genau wo sie sind
und der schmerz ist wieder da
und die ahnung
und die angst
und die erinnerung
an liebe.
wilhelmina - 12. Jan, 16:01
ich habe heute nacht geträumt
(von dem anderen)
ich habe ihm meinen nackten rücken gezeigt
er bewunderte die weiße haut
ich war verführerisch
er verführbar
ich habe ja nur geträumt heute nacht
(aber von einem anderen)
wilhelmina - 12. Jan, 15:57
habe wieder geträumt
den gut gekannten traum
in wahrheit schon versäumt
des nachts ihn neu zu schaun
ich habe dich geliebt
auf feuchtem moos im wald
die sonne teilte strahlen
und wir wurden nicht alt
die zeit hatte verständnis
und wir zwei warn allein
ich hatte die erkenntnis
ich muss die deine sein
dann streifte ich von mir
nicht nur das leichte kleid
nein auch das andre wir
und mein stummes leid
die großen tannen brachen
das warme goldne licht
sonnenstrahlen stachen
doch blendeten uns nicht
sah deinen blick wie immer
wie schon als kind geliebt
in deinen augen schwimmend
ich in dein herze trieb.
ich träumte wieder zart von dir
den einen langen traum
ich träumte du und ich, ein wir
und wälder ohne zaun
ich träumte grüne blätter, licht
ich träumte warme hände
ich träumte uns beisammen, dicht
und alles ohne ende
der morgen kam dann ohne grün
und ohne gold daher
das bett zerwühlt und kühn
das auge matt und schwer
die haut nicht warm und strahlend
der blick nicht grün und blau
ich kenne diese qualen
ach, kenn sie zu genau
ich hab den anderen gewählt
entsinn ich, ordnend mich
ich hätt mich fast ihm vermählt
und alles ohne dich
es war die beste wahl
es war der, den ich liebte
du gehst vorbei, mit jahr und zahl
bist nur die jugendliebe
und nun träume ich geheim
einmal pro woche schwer von dir
ich träume nur, dir nah zu sein
und erwache fremd in mir
erwache voller sehn und sucht
voller schmerz und liebe
ich habe lang nach dir gesucht
und dass ich dich verliere
denn jeder traum er endet so
dass ich nicht bei dir bleibe
ich liebe dich und schmerz ist groß
weil ich doch von dir scheide
weil mein herz ehrlich treu
ihm still und lieb ergeben
bin ich selbst im traume scheu
und darf mich dir nicht geben
so muss ich tage träumen
mit offnem klarem aug
damit ich nicht versäume
was ich von uns glaub
ich glaub wir wären selig
wir hättens heiß geliebt
vielleicht ja nicht für ewig
und doch wär es ein sieg
ein sieg der jugendliebe
ein sieg ohne gewalt
weils mich schon immer triebe
zu deiner junggestalt
weil du für mich der eine
wos keinen andern gibt
der, wenn ich weine
nur nickt und schweigt und liebt
ich kann nicht mit dir sein zu zwein
denn ich bin schon zu zweit
so bleibe ich mit ihm allein
und teile heimlich freud mit leid
wilhelmina - 15. Okt, 23:49