Samstag, 25. November 2017

Im SPA Bereich

Noch ein weiterer Moment, den ich festhalten muss.


Dritter Tag des Kongresses. Du warst mir bereits aufgefallen.
Ich gebe zu, ein wenig nach einem Augenpaar gesucht zu haben, in dessen Licht ich mich herausgefordert fühlen könnte.
Aber dein Blick fiel dann nicht nur auf die lichtvolle Oberfläche, sondern deine Wachheit und Intelligenz verschafften Dir sofort eine Vorstellung, wie ich wirklich bin. Und als ich spürte, dass du Gefallen daran fandest, wurde ich beinah schwach vor Verlangen.

In der Mittagspause verließ ich den Vortragssaal und saß bald für vielleicht eine halbe Stunde allein mit dir in einem Straßencafé bei ahnungsvoller Septembersonne, nachdem die anderen bereits gegangen waren. Wir sprachen professionell und freundlich und vielleicht sogar schon ein bisschen ehrlich miteinander. Dabei fassten Deine Blicke meine Haut an. Ich spürte die Bereitschaft meiner Nervenzellen, sich voll auf deinen Körper einzulassen.
Wir verabschiedeten uns, wieder professionell und freundlich.

Doch ich ging nicht zurück in den Sitzungssaal; den Vorträgen würde ich ohnehin nicht mehr folgen können.

Ich trabte mit großen schwungvollen Schritten zum Fluss und blickte in die reißenden Strömungen. Ich atmete drei Mal bewusst. Sog tief die Luft durch die Nase in meine Lungen und stieß die kontrolliert langsam wieder durch den Mund aus. Ich spürte ein Zittern auf meinen Wangern, bald ein meinen ganzen Körper durchspürendes wärmendes Gefühl.

Ich ging ins Hotelzimmer. Fasste mein Gesicht an, während ich mich im Spiegel sah, fand mich schön.

Also schlüpfte ich in den Badeanzug und verließ mein Zimmer mit dem viel zu großen Hotelbademantel und den zu großen Hotelschlappen Richtung Hallenbad.

Die Schlappen machten ein leises Abrollgeräusch auf dem blauen Teppichboden im Hotelflur. Flap, flap.

Im Hallenbad war ich allein. Ich legte mich in die Sauna, die nicht wirklich heiß war, eher ein wenig warm. Die Hitze in mir über meinen schönen einsamen Körper, die Hitze, die deine Nähe hinterlassen hatte, durchströmte mich lustvoll. Ich schloss die Augen, um mich ganz auf meine Lust zu konzentrieren.

Meine Schritte führten mich aus der Sauna zur Damentoilette. Es war ein einzelner kleiner Raum ohne Abtrennungen, nur mit einer einzelnen Toilette, einem Waschbecken mit Spiegel und einem silbernen Papierspender.

Ich schlüpfte aus dem Badeanzug, stellte mich breitbeinig gegenüber des Papierspenders, an dem ich mich mit der linken Hand festhielt. Mit der rechten Hand gab ich mich der Lust hin und stellte mir vor, dich hinten zwischen meinen Beinen zu spüren. Dabei sah ich mein vom gewölbten Papierspender verzerrtes Spiegelbild, ohne dass es mich störte. Es war das erste Mal seit langem, dass ich Lust empfunden hatte, wirkliche Lust, und mich einer Fantasie hingeben konnte, die in all ihrer Verbotenheit und akuten Dringlichkeit eine Erfüllung einhielt.

Danach wusch ich mich kurz unter der Dusche und schwamm ein paar Mal durch das Becken, erregt von meinem verdorbenen Geheimnis und die Tatsache verarbeitend, dass sich mein inneres Verhältnis zu dir von einer süßen Lust zu einer schmerzhaften Faktizität veränderte: ich wollte dich besitzen; ich hätte dich besessen, wenn mein "er" und deine "sie" nicht wären.

Noch hielt ich es dennoch für vergänglich süße Schmach.
Doch seit du am selben Abend deine Hand auf mein Knie so zart legtest, inmitten der Großveranstaltung unter der schweren Tischdecke, seitdem spüre ich diesen Stich in der Brust, diesen Stich, den man nur zu ertragen lernen kann, aber der niemals heilbar ist.

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