Donnerstag, 30. Oktober 2008

Einleitung

Liebster, Bester!
Wilhelm!
Bevor ich ausgiebiger als Selbstzwecke dir zu schreiben mich bequeme, muss ich doch einige Begrifflichkeiten klären, um Missverständnissen inbetreff zukünftiger Ausführungen und Schwärmereien vorzubeugen.
Ich hoffe, du nimmst mir den zarten Witz und die liebestolle Frechheit, mich deines Namens gleichsam im Titel anheischig zu machen nicht allzu krumm, doch die Weitsichtigkeit und Empfindsamkeit deines fassungsträchtigen Gemüts wird es mit einem Zwinkern und einem Lächeln nehmen können, so dünkte mich beim Erwägen der Titel. DIe Natura Solum ist eine alberne Anspielung auf Cicero, die kindhaften Trotz gelten lässt, wenn ich mri eingestehe, dass nicht Gelehrsamkeit (doctrina), sondern reine Begabung mich zu der hochtrabenden wahnvoll uferlos verworrenen, fordernden und flüssig starken Person macht, die ich mich nenne, ich bin kein Philister, und, obwohl ich Wort für Wort auswendig lerne und verstehe, hat das nichts mit Fleiß und Ehrgeiz zu tun, weniger noch mit Interesse - es ist Bestimmung, Leidenschaft, NATURA, meine Natura, und einzig die Natura, Natura Solum.

Im Übrigen werde ich nun weitere Namen klären müssen.
Das Synonym, nunmehr, wenn ich mich schreiben lese, inzwischen fast Heteronym der Wilhelmina erklärt sich von selbst, da ich einzig dir jedes Wort widme, herzgeliebter Wilhelm, Teuerster!
Wie gesagt, schelt' mich nicht, ist's doch nur ein alberner Ausdruck des zartesten Gefühls.

Ich werde - wie immer - über die Liebe schreiben, und fast nur über die Liebe, denn ach!

Liebe und Liebe und Liebe, ach Wilhelm! Erzähl mir nichts davon!
Das sind so UNTERSCHIEDLICHE DINGE!

Nicht wahr?

Und wie ich sie liebe, sie vergöttere!

Ich werde mir weitere Namen einfallen lassen müssen, um die Geschichten glaubhaft wirken zu lassen, und um doch vor der Entzauberung durch Wahrheitsduft zu schätzen, was mich im Innersten bewegt, und nur Du, Du, mein Herzensinnerer, verstehen und schauen darfst.

Es gibt verschiedene Männer, und manchmal, einmal gab es eine Frau, die ich liebte, ich nicht kannte, ich liebte.
Natürlich sind da liebsam fühlende weibliche Gemüter, die ich anbete, doch die Liebe, deren Begrifflichkeit so kurz und unzureichend ist für alles, was sie zu meinen vermag, die stürmische Liebe des Körpers, jenes empfand ich sonst nur, bis auf ebenjene Ausnahme - an die ich, ach! noch manchen mädchenhaften Gedanken sende, deren Namen ich nicht einmal kannte, die ich nur im Urlaube betrachten durfte, und ach, es sind schon Jahre vergangen seither bin ich fast erwachsen!- sonst empfand ich solches nur bei Männern.

Und diese Männer werde ich nicht umhin kommen anzureden.
Da gibt es einen den ich liebe
Und der mich liebt
Und alles ist viel zu wunderbar
Und surreal unkompliziert.
Ich nenne ihn Michael, oder manchmal auch Micha, manchmal auch Tier, weil er mich zärtlich in die Nase beißt.

Ich habe wenig Erfahrung mit körperlicher Liebe, und mit bereits genanntem werde ich wohl noch viele Erfahrung diesbezüglich sammeln.

Dann gibt es einen, der mich liebt
Und den ich liebe
Und alles ist viel zu wunderbar
Und realistisch kompliziert
Ich nenne ihn Eduard, manchmal auch Füchschen, wegen seiner spitzen Nase.

Die Liebe zu letzterem ist rein verbal.

Und die wenigen Berührungen finden nur im Tanze statt.
Im Tanze, Wilhelm!
Sein Becken schmiegt sich an das meine, die Musik ist weich und verwegen, der Tango, der Tango, der Tango, o!
Wilhelm, ich möchte zergehen.
Eduard ist zärtlich und selbstlos, mir völlig ergeben in all seiner meeresgleichen Liebe, und doch, dünkt mich seine Liebe so naheliegend, da ich so wunderbar bin, und so jung.
Denn Eduard ist fünfzehn Jahre älter als ich und hat keinen Grund mich nicht zu lieben außer seiner Vernunft. Und die kennt er zu gut, um sich von ihr überlisten zu lassen auf Kosten von zartem Gefühl.
Und diese, ach so fest gewordene Bande, die uns zusammenhält, die Intensität unserer relativen Nähe, die Intensität der Getrenntheit, des Ohneinander, und der bodenlosen Sehnsucht nacheinander, die Intensität des Stürmens durch die Unbestürmbaren Konventionen, die uns jede Berührung verbieten wollen, sie sind wunderbar und tief und zerüflücken mir das Herz.
Meine Seele ist völlig aufgeweicht in seinen Armen, mein Körper zerfließt, um seine Haut zu bedecken und die Heimlichkeit der tiefen Empfindungen, die zarte Aussprache darüber, der Feinsinn und Stumpfsinn der Gefühle, die Heimlichkeit der Nähe, die so intensiv und unsichtbar und für den Kenner offenbar zu sein scheint, aalt sich schauerliche um unsere Schultern.


Du siehst, Lieber, wie arg ich diesen Eduard liebe.
Vom Grunde meines Herzens.

Und doch liebe ich in ihm vielleicht auch die Unmöglichkeit, obwohl er mir zu Füßen zu liegen scheint.
Es gitb einen gewissen Blick in den Augen der Männer, den ich erkenne als die Zusage an eine tiefe Ergebenheit, Hingerissenheit von mir. Dann weiß ich spätestens: er ist mein!
Und ach, Eduard hat mir diesen Blick mit Rosen in den blutenden Händen, ach Gott ich werde pathetisch und sentimental.

Und meinen, der der meine in aller Öffentlichkeit, ja geradezu mit Titel und Siegel ist, meinen Michael liebe ich, liebte ich schon so lange, liebte ich Jahre, eh er sich meiner zuwandte und in meinen Augen sich selbst erkannte, und mich begann zu lieben...
Die Hitze in unseren Küssen ist göttlich, jede berührung verküsst mich zu einem heißen verflossenen Felsen, der sich in der Brandung des Meeres verliert...
Ach! Am meisten aber liebe ich die Tiefe seiner ach so mathematischen schlauen pragmatischen Augen, die so poetisch sein könnten, ich liebe ihre Dunkelheit und die unverkennbare Schönheit in seinem Bubenhaften Gesicht, die sich in der Heftigkeit und Klarheit der Augen ausdrückt, seinem unpoetischen, lustigen, freundlichen Gesicht.


Diese beiden werden die meisten Zeilen hier sein, mein Wilhelm, wenn es über mich hereinbricht.

Erkennst du nun auch mein großes Mädchenproblem?

Ich bin mit dem einen in treuvoller Beziehung, aber breche diese Treue und sein Vertrauen mit jedem Gedanken und jedem stummschweigenden Liebesblick, den ich Eduard schenke. Und, Himmel, Wilhelm! Derer sind es unzählige. Schlimmer noch die Liebesworte. Nelich sagte ich zu Eduard, dass es mir so schwer fiele neben ihm im stummen Ohneeinander zu leben. er war fast verstört von meiner Direktheit, hatte solche klaren Worte nicht erwartet. Doch sein Blick, begann mich festzuhalten, in unglüubigen Erkennenwollen meines Wesens, im Anflug einer plötzlichen Idee der Möglichkeit, im surrealen tatsächliche Bewusstwerdens einer seienden Liebe von mir zu ihm, so fasste sein Blick mich vorsichtig an, und seine schmalen zusammengezogenen Brauen gaben seinen erregten Unglauben preis. Wirst du mir nun EINmal sagen, was du denkst, Lieber? So fragte ich ihn!
Und ach!
Er sagte:
Ich genieße jeden Moment
in deiner Nähe
Ich denke viel zu oft, andauernd an Dich.
Es ist mehr als Vermissen.
Dann schwieger wenige Sekunden, beantwortete mein bezaubertes Lächeln mit der leisen Anfügung, und noch tausend andere Sachen.

GOTT!
Es war vier im Morgen, getanzt hatten wir und, später uns zu lange festgeredet, schwadroniert, zunächst albern und alltäglich, doch wie immer, die Blicke wurden tiefer, und der schmale Grad der Neutralität ward ibald verlassen, nicht langsam und sanft, es gleich mehr einem plötzlichen Abrutschen, und dann war es vorbei.

Und wie ich mich nun gegen Morgengrauen aus der großen gewachsenen Rationalitäts und Realitätsferne löste, wie aus einem Scherenschnitt meinen Körper aus der Dunkelheit zu schälen begann, wandte ich mich von Eduard ab, und er sagte ernst Vergiss mich! da hielt ich inne in meiner Bewegung und erhaschte einen Hauch deiner zwistigen fühlfülligen innerlichkeit - Bitte nicht - fügtest du an, seufztest du, völlig luftlos und stimmlos, bittend, ängstlich, fast kindlich... Bitte nicht...
Vergiss mich...

Bitte nicht!





Oh Michael, oh Micha!
Du hast Bess'res verdient als eine verräterische Gefühlssüchtige, Liebensbesessene wie mich...
Liebster, bester--

Wilhelm!!!

Ich ende hier

Wie so oft

Zurückbebend vor einem inneren Schlund, der mich ängstet, als hätte ich Verbotenes in ihm gesehen - dabei ist es mehr noch - Verbotenes in ihm
vollbracht.


Innig und Immer,

Wilhelmina

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