Briefe, die man fürs Sterben schreibt
was ich über dich schweige
ist größer
als jedes Wort
~
wenn ich kaum heimliche Gedanken habe als die an dich
Kaum taubstumme Fantasien als die mit dir
Und wenn diese mich seit Jahren begleiten
Mal mehr mal weniger
Was sagt das über dich
und vor allem: über mich?
Hast du mich damals noch mit größeren Lichtern angesehen als ich dich - hast du mich damals nicht genauso seltsam geliebt?
Und ich dich abgewiesen, nicht einmal sondern mindestens zwei Mal, fast drei Mal dir eingehaucht: ich liebe dich nicht ?
Und war das nicht eine dumme Unwissenheit von mir damals, wie ich jugendlich deiner glänzenden Trauer gegenüberstand, deinem sehnenden blassen Fleisch voll pulsender Adern?
Immer habe ich gespürt, dass etwas einzigartig ist, immer wusste ich eins: im Zweifel bin ich lieber in deiner Nähe als in die irgendeines anderen. Kann ich neben dir sitzen bei dir ruhen, dann war es gut, dann pochte ich.
Soviel war immer klar.
Und die regelmäßige Basis, auf der wir einander suchen konnten, erleichterte jedes Beisammensein - denn durch sie waren keine Geständnisse nötig, keine Rechtfertigungen, sie fügte uns zusammen wie zwei Schulkameraden.
Und dann brach die Basis weg. Fremde Städte, fremde Freunde, man wurde erwachsen.
Und seit Jahren, es sind bald mehr als fünf, träume ich von dir kaum mehr Gekannten, von dir tiefe warme Träume, in denen ich dir mit all meiner Liebe und all meinen Skrupeln gegenübertreten darf.
Die Wahrheit verbietet sich vor mir: Denn ich liebe und lebe einen anderen, dem ich nicht erklären kann, warum ich dich lieben muss oder mit dir schlafen muss, wenigstens deine Lippen küssen und dein Gesicht. Dem ich nicht erklären kann, warum ich mich sehne, dein Gesicht schlafend ganz nah und milde lächelnd traumsäuselnd zu erkunden mit wacher Liebe. Weil ich es mir nicht einmal selbst erklären kann. Seit dem Augenblick, da unser gemeinsamer Alltag wegbrach, spüre ich die Lücke, die du hinterlässt. Weil ich dich immer irgendwie geliebt habe. Das ist so ein kitschiger Satz, "weil ich dich immer irgendwie geliebt habe". Aber die Wahrheit ist nicht kitschig. Denn es gibt keinen Nährboden, auf dem ich meine Liebe pflanzen kann - muss sie wie eine Schwangere, die nicht gebähren darf, heimlich unterm Herzen tragen.
Ich wollte dein Herz nie auspressen wie eine Zitrone, habe ich damals zu mir gesagt, so süß und verlockend es war, ich wollte dich nicht begehren, aus zu großer Angst, deine Ränder zu beschädigen, dich zu verletzen, dich wehrlos zu machen. Weil ich dachte, ich kann deiner Liebe nicht gerecht werden.
Und nun stehe ich da, erblicke ich mich im tiefsten Kern meiner heimlichen Traurigkeiten: Mit dem weisen Verzicht zerbrach ich wichtige Ufer meiner selbst, paddelte zu weit hinaus in die See der Vernunft, verletzte mich und stehe nun wehrlos vor der unerfüllten Liebe..
Und kann gar nicht sagen: ich liebe Dich.
Weil ich gar nicht mehr weiß, ob du der bist, an den ich mich erinnere, oder nur das Gesicht der zarten Lücken meines glückvollen Lebens geworden bist. Ich weiß es nicht.
Nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Dass ich so regelmäßig von dir Träume, wie von keinem anderen Menschen. Dass diese Träume so süß und heiß und zart sind, so sehnsuchtsvoll, dass ich nachts schmelze und mich am morgen wieder zusammenfügen muss.
Und dass ich dir das sagen würde, wenn es mit ihm nicht hielte.
Und dass ich dir das niemals sagen werde.
ist größer
als jedes Wort
~
wenn ich kaum heimliche Gedanken habe als die an dich
Kaum taubstumme Fantasien als die mit dir
Und wenn diese mich seit Jahren begleiten
Mal mehr mal weniger
Was sagt das über dich
und vor allem: über mich?
Hast du mich damals noch mit größeren Lichtern angesehen als ich dich - hast du mich damals nicht genauso seltsam geliebt?
Und ich dich abgewiesen, nicht einmal sondern mindestens zwei Mal, fast drei Mal dir eingehaucht: ich liebe dich nicht ?
Und war das nicht eine dumme Unwissenheit von mir damals, wie ich jugendlich deiner glänzenden Trauer gegenüberstand, deinem sehnenden blassen Fleisch voll pulsender Adern?
Immer habe ich gespürt, dass etwas einzigartig ist, immer wusste ich eins: im Zweifel bin ich lieber in deiner Nähe als in die irgendeines anderen. Kann ich neben dir sitzen bei dir ruhen, dann war es gut, dann pochte ich.
Soviel war immer klar.
Und die regelmäßige Basis, auf der wir einander suchen konnten, erleichterte jedes Beisammensein - denn durch sie waren keine Geständnisse nötig, keine Rechtfertigungen, sie fügte uns zusammen wie zwei Schulkameraden.
Und dann brach die Basis weg. Fremde Städte, fremde Freunde, man wurde erwachsen.
Und seit Jahren, es sind bald mehr als fünf, träume ich von dir kaum mehr Gekannten, von dir tiefe warme Träume, in denen ich dir mit all meiner Liebe und all meinen Skrupeln gegenübertreten darf.
Die Wahrheit verbietet sich vor mir: Denn ich liebe und lebe einen anderen, dem ich nicht erklären kann, warum ich dich lieben muss oder mit dir schlafen muss, wenigstens deine Lippen küssen und dein Gesicht. Dem ich nicht erklären kann, warum ich mich sehne, dein Gesicht schlafend ganz nah und milde lächelnd traumsäuselnd zu erkunden mit wacher Liebe. Weil ich es mir nicht einmal selbst erklären kann. Seit dem Augenblick, da unser gemeinsamer Alltag wegbrach, spüre ich die Lücke, die du hinterlässt. Weil ich dich immer irgendwie geliebt habe. Das ist so ein kitschiger Satz, "weil ich dich immer irgendwie geliebt habe". Aber die Wahrheit ist nicht kitschig. Denn es gibt keinen Nährboden, auf dem ich meine Liebe pflanzen kann - muss sie wie eine Schwangere, die nicht gebähren darf, heimlich unterm Herzen tragen.
Ich wollte dein Herz nie auspressen wie eine Zitrone, habe ich damals zu mir gesagt, so süß und verlockend es war, ich wollte dich nicht begehren, aus zu großer Angst, deine Ränder zu beschädigen, dich zu verletzen, dich wehrlos zu machen. Weil ich dachte, ich kann deiner Liebe nicht gerecht werden.
Und nun stehe ich da, erblicke ich mich im tiefsten Kern meiner heimlichen Traurigkeiten: Mit dem weisen Verzicht zerbrach ich wichtige Ufer meiner selbst, paddelte zu weit hinaus in die See der Vernunft, verletzte mich und stehe nun wehrlos vor der unerfüllten Liebe..
Und kann gar nicht sagen: ich liebe Dich.
Weil ich gar nicht mehr weiß, ob du der bist, an den ich mich erinnere, oder nur das Gesicht der zarten Lücken meines glückvollen Lebens geworden bist. Ich weiß es nicht.
Nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Dass ich so regelmäßig von dir Träume, wie von keinem anderen Menschen. Dass diese Träume so süß und heiß und zart sind, so sehnsuchtsvoll, dass ich nachts schmelze und mich am morgen wieder zusammenfügen muss.
Und dass ich dir das sagen würde, wenn es mit ihm nicht hielte.
Und dass ich dir das niemals sagen werde.
wilhelmina - 22. Sep, 23:04