ich sitze vor diesem jungen
(es fällt mir schwer zu sehen, dass er auch ein mann ist)
ich sehe, dass er mir nicht gerade gefällt
er hat ein komisches mal am auge
zigarettenrauch verschleiert sein gesicht
wenn sich der rauch verzieht, sieht man die augenringe
und die blässe
er hat runde feste hände sie sind immer warm
der whisky fließt seine kehle hinab und er verzieht keine miene
er gefällt mir nicht besonders
nur zufällig binde ich an ihn eine erinnerung
die erinnerung an mein früheres ich
ein ich, in dem hingebung und angst einander sanft die hand reichten
ein ich, das keine liebesgrenzen kannte aber deren erfüllung fürchtete mehr als angemessen
ein ich, das sich ganz klar war: dass man ihn lieben muss, auch wenn man ihn nicht erträgt
so sitze ich vor diesem jungen (ich bin nicht sicher, ob er schon ein mann ist)
und versuche scharf in ihn hinein zu blicken
blicke verträumt an ihm vorbei
und wenn er meine augen fängt
fängt er sie irritiert zärtlich und manchmal nicht ernsthaft genug
dann frage ich mich: welchen teil der möglichkeiten will er nicht sehen - meine oder seine?
will er es nicht so halten, dass ich weiß, wie er mich liebte?
will er es vermeiden, dass meine erinnerung ihn ersetzt?
ich weiß nicht, was er fühlt
und der zigarettenrauch hängt zwischen uns wie ätzende flammen
kann ihn nicht durchdringen
er umgibt sich mit whisky und zigaretten
er schirmt sich ab mit dem, was mich anwidert
aber manchmal
für schmale sekunden
sieht er hindurch zu mir in meine augen
und die blicke treffen sich, genau wo sie sind
und der schmerz ist wieder da
und die ahnung
und die angst
und die erinnerung
an liebe.
wilhelmina - 12. Jan, 16:01
ich habe heute nacht geträumt
(von dem anderen)
ich habe ihm meinen nackten rücken gezeigt
er bewunderte die weiße haut
ich war verführerisch
er verführbar
ich habe ja nur geträumt heute nacht
(aber von einem anderen)
wilhelmina - 12. Jan, 15:57
habe wieder geträumt
den gut gekannten traum
in wahrheit schon versäumt
des nachts ihn neu zu schaun
ich habe dich geliebt
auf feuchtem moos im wald
die sonne teilte strahlen
und wir wurden nicht alt
die zeit hatte verständnis
und wir zwei warn allein
ich hatte die erkenntnis
ich muss die deine sein
dann streifte ich von mir
nicht nur das leichte kleid
nein auch das andre wir
und mein stummes leid
die großen tannen brachen
das warme goldne licht
sonnenstrahlen stachen
doch blendeten uns nicht
sah deinen blick wie immer
wie schon als kind geliebt
in deinen augen schwimmend
ich in dein herze trieb.
ich träumte wieder zart von dir
den einen langen traum
ich träumte du und ich, ein wir
und wälder ohne zaun
ich träumte grüne blätter, licht
ich träumte warme hände
ich träumte uns beisammen, dicht
und alles ohne ende
der morgen kam dann ohne grün
und ohne gold daher
das bett zerwühlt und kühn
das auge matt und schwer
die haut nicht warm und strahlend
der blick nicht grün und blau
ich kenne diese qualen
ach, kenn sie zu genau
ich hab den anderen gewählt
entsinn ich, ordnend mich
ich hätt mich fast ihm vermählt
und alles ohne dich
es war die beste wahl
es war der, den ich liebte
du gehst vorbei, mit jahr und zahl
bist nur die jugendliebe
und nun träume ich geheim
einmal pro woche schwer von dir
ich träume nur, dir nah zu sein
und erwache fremd in mir
erwache voller sehn und sucht
voller schmerz und liebe
ich habe lang nach dir gesucht
und dass ich dich verliere
denn jeder traum er endet so
dass ich nicht bei dir bleibe
ich liebe dich und schmerz ist groß
weil ich doch von dir scheide
weil mein herz ehrlich treu
ihm still und lieb ergeben
bin ich selbst im traume scheu
und darf mich dir nicht geben
so muss ich tage träumen
mit offnem klarem aug
damit ich nicht versäume
was ich von uns glaub
ich glaub wir wären selig
wir hättens heiß geliebt
vielleicht ja nicht für ewig
und doch wär es ein sieg
ein sieg der jugendliebe
ein sieg ohne gewalt
weils mich schon immer triebe
zu deiner junggestalt
weil du für mich der eine
wos keinen andern gibt
der, wenn ich weine
nur nickt und schweigt und liebt
ich kann nicht mit dir sein zu zwein
denn ich bin schon zu zweit
so bleibe ich mit ihm allein
und teile heimlich freud mit leid
wilhelmina - 15. Okt, 23:49
was ich über dich schweige
ist größer
als jedes Wort
~
wenn ich kaum heimliche Gedanken habe als die an dich
Kaum taubstumme Fantasien als die mit dir
Und wenn diese mich seit Jahren begleiten
Mal mehr mal weniger
Was sagt das über dich
und vor allem: über mich?
Hast du mich damals noch mit größeren Lichtern angesehen als ich dich - hast du mich damals nicht genauso seltsam geliebt?
Und ich dich abgewiesen, nicht einmal sondern mindestens zwei Mal, fast drei Mal dir eingehaucht: ich liebe dich nicht ?
Und war das nicht eine dumme Unwissenheit von mir damals, wie ich jugendlich deiner glänzenden Trauer gegenüberstand, deinem sehnenden blassen Fleisch voll pulsender Adern?
Immer habe ich gespürt, dass etwas einzigartig ist, immer wusste ich eins: im Zweifel bin ich lieber in deiner Nähe als in die irgendeines anderen. Kann ich neben dir sitzen bei dir ruhen, dann war es gut, dann pochte ich.
Soviel war immer klar.
Und die regelmäßige Basis, auf der wir einander suchen konnten, erleichterte jedes Beisammensein - denn durch sie waren keine Geständnisse nötig, keine Rechtfertigungen, sie fügte uns zusammen wie zwei Schulkameraden.
Und dann brach die Basis weg. Fremde Städte, fremde Freunde, man wurde erwachsen.
Und seit Jahren, es sind bald mehr als fünf, träume ich von dir kaum mehr Gekannten, von dir tiefe warme Träume, in denen ich dir mit all meiner Liebe und all meinen Skrupeln gegenübertreten darf.
Die Wahrheit verbietet sich vor mir: Denn ich liebe und lebe einen anderen, dem ich nicht erklären kann, warum ich dich lieben muss oder mit dir schlafen muss, wenigstens deine Lippen küssen und dein Gesicht. Dem ich nicht erklären kann, warum ich mich sehne, dein Gesicht schlafend ganz nah und milde lächelnd traumsäuselnd zu erkunden mit wacher Liebe. Weil ich es mir nicht einmal selbst erklären kann. Seit dem Augenblick, da unser gemeinsamer Alltag wegbrach, spüre ich die Lücke, die du hinterlässt. Weil ich dich immer irgendwie geliebt habe. Das ist so ein kitschiger Satz, "weil ich dich immer irgendwie geliebt habe". Aber die Wahrheit ist nicht kitschig. Denn es gibt keinen Nährboden, auf dem ich meine Liebe pflanzen kann - muss sie wie eine Schwangere, die nicht gebähren darf, heimlich unterm Herzen tragen.
Ich wollte dein Herz nie auspressen wie eine Zitrone, habe ich damals zu mir gesagt, so süß und verlockend es war, ich wollte dich nicht begehren, aus zu großer Angst, deine Ränder zu beschädigen, dich zu verletzen, dich wehrlos zu machen. Weil ich dachte, ich kann deiner Liebe nicht gerecht werden.
Und nun stehe ich da, erblicke ich mich im tiefsten Kern meiner heimlichen Traurigkeiten: Mit dem weisen Verzicht zerbrach ich wichtige Ufer meiner selbst, paddelte zu weit hinaus in die See der Vernunft, verletzte mich und stehe nun wehrlos vor der unerfüllten Liebe..
Und kann gar nicht sagen: ich liebe Dich.
Weil ich gar nicht mehr weiß, ob du der bist, an den ich mich erinnere, oder nur das Gesicht der zarten Lücken meines glückvollen Lebens geworden bist. Ich weiß es nicht.
Nur eines kann ich dir mit Sicherheit sagen: Dass ich so regelmäßig von dir Träume, wie von keinem anderen Menschen. Dass diese Träume so süß und heiß und zart sind, so sehnsuchtsvoll, dass ich nachts schmelze und mich am morgen wieder zusammenfügen muss.
Und dass ich dir das sagen würde, wenn es mit ihm nicht hielte.
Und dass ich dir das niemals sagen werde.
wilhelmina - 22. Sep, 23:04
sein körper wird für mich zum hindernislauf
wie kann ich ihn anfassen ohne, dass er merkt, wie ich ihn begehre
sein bett wird zum schauplatz seiner angst
und seines versagens
ich kann ihn mit meinem körper nicht mehr erreichen
mein körper ist zu blass geworden und zu fordernd für ihn
nein ich bin nicht weniger schön als damals
aber weniger unsicher, weniger devot, weniger ahnungslos
heute bin ich mir sicher, ich will, ich weiß auch was und zwar jetzt
und er sieht nicht die lust nicht die chance nicht das glück
er sieht meine zermürbung meine hoffnung mein ersterben meine enttäuschung
was ja alles tatsächlich da ist
und jedes mal wächst
und ich bin nicht stark genug mich fröhlich zu verknarksen
ich versuche es blubbernd
aber er spürt es ja doch
die wermutstropfen die zahlreich fließen in den kelch unserer liebe
sie schmecken nicht
und heute misslang dieser zwanglose verschenkte versuch
misslang einfach
jetzt ist es endgültig vorbei denke ich
wir werden nie wieder lust miteinander haben
mir schwinden die kräfte
ich will seine komplexe irgenwann wahrscheinlich nicht mehr ertragen
bin kein therapeut, der sie heilen kann
bin vielmehr eine krankheit ein pilz der sich an ihm nährt ihn zerfrisst aus purem hunger, not zu überleben
und irgendwann stirbt er an mir
sterb ich
an ihm
wilhelmina - 5. Mär, 13:45
Mit sanften Bewegungen streichen Hände über meinen Körper
Meine Hände
Süßes Öl erduftet meine Haut
Ich fasse sie
die zarte frische Haut
sie atmet das Öl mit genuss
Schwarze Seide umhüllt dann den benetzten schimmernden Leib
ich liebe mich in Trauer
Und du
Du schläfst zu tief
wilhelmina - 20. Sep, 17:25
Ach Wilhelm
Ich will nur einmal erleben wie er mich kurz in den Arm nimmt und tröstet
wenn ich ihm böse bin.
wilhelmina - 8. Sep, 23:52
Wie schön, dass ich jemanden habe, der mir sagt, wann ich Heckmeck mache, wann ich rumheule und wann ich nöle.
Sonst würde ich manchmal vielleicht echt glauben, ich hätte ernsthafte Gefühle.
Tse.
wilhelmina - 8. Sep, 23:47
Hinter meinen Augen sitzen Tränen
Ich kann sie nicht weinen
Nur spüren, wie sie drücken und mir die Sicht vernebeln
Ich suche deinen Blick
Ich traue mich nicht, dich so zu umarmen, wie ich dich fühle
Ich habe mich daran gewöhnt, dich nicht mehr zu überfordern
Hinter meinen Augen sitzen Tränen
Und ich nähre sie gern
wilhelmina - 18. Jun, 01:40
Über mir leuchtet es
und ich habe Angst, dass wir sterben
Nicht du nicht ich, nein wir
Die Sonne geht unter, geht sie nicht auf?
Mürbe Strahlen zerbröseln an deinen Händen
Ich nasche Krümel wie die Spatzen
Ich flattere heimlich durch deine Gärten
Beobachte die Schatten auf deiner Haut
Und hoffe auf Krümel
Du schließt das Gartentor
Die Nachbarn sind so laut, sie parken falsch, die Welt verachtet dich, du sie
Ich wasche mein Gefieder in der blauen Pfütze
Und warte geduldig auf den Tag
wilhelmina - 18. Jun, 01:35
Rückenwind
Rückenwind hat unsere LIebe
Lange Jahre mal gehabt
Nun trage ich sie als Gepäck
auf meinen Schultern
im Regen
Ich kann sie nicht aufgeben, denn sie ist mein Zelt
Mein Schutz vor dem Regen
Mein durchnässter Schutz
Ich halte sie fest, ihre klamme Kälte ist freundlich
Wir kennen uns lange
Manchmal
erinnere ich mich an das Zeltlager
als sie mich wärmte und mir ein Lager war
Manchmal verschwinden
Tränen im Regen
oder ist es nur der Gegenwind?
Ich schreibe Strophen über unser Glück
Heimlich memoriere ich deine Wappen
(Die ich schon seit fünf Jahren nicht zeichnen kann)
In der Nacht verstecke ich mich an deiner Wärme
Und du
schläfst
zu tief.
wilhelmina - 18. Jun, 01:28
Klebende Grütze hab ich an den Fußsohlen
Bei jedem Schritt muss ich mich anstrengen, den am Boden klebenden Fuß wieder zu heben
Mühe und Schmerz
Ich erinnere mich noch
an das Fliegen über den grünen Weg, meine leichten Sommersandalen kennen nur die Sonne
und fliegen so leicht in den wärmenden Winden
Was ist passiert seither
Sind es nur die Schuhe
Oder hat sich die Welt um mich geändert
Welches ist mein heimliches Gepäck
Oder war es damals nur so,
dass Du es liebevoll und schwitzend,
neben mir hergetragen hast
?
wilhelmina - 18. Jun, 01:23
Warum muss es immer wieder so sein
Warum pflückst du meine Blumen nicht?
Liebevoll und ungefragt sammle ich die schönsten Blüten.. halte sie den ganzen Tag vorsichtig in den bebenden Händen
Und wenn ich sie dir am Abend reichen will
Sagst du: Danke jetzt nicht. Ich liebe Dich, aber ich brauche deine Blumen jetzt gerade nicht.
Und
das
tut
so weh.
Wenn du auf einer Lichtung zwischen wilden strahlenden Blüten stündest, ich könnt's dir verzeihen.
Wenn du alle Hände voll hättest; bei wichtiger Arbeit beschäftigt, ich könnt's dir verzeihen.
Wenn du in Schmerzen dich quältest, oh wie könnt ich's dir verzeihen!
Doch Du sitzt fast gelangweilt, fast wohlgemut und mit leeren Händen da und sagt: Ich liebe Dich, aber ich brauche deine Blumen jetzt nicht.
Und in mir halt nur der letzte Teil des Satzes nach: Aber ich brauche deine Blumen jetzt nicht, aber ich brauche deine Blumen nicht, ICH BRAUCHE DEINE BLUMEN NICHT!
Und ich frage mich: Was brauchst du von mir, wenn nicht meine Blumen? Was habe ich denn außer ihnen? Außer meinen fruchtigen Lippen, den duftenen Worten für dich und den dich beleuchtenen liebenden Augen?
Und ich blicke in meine Hände: Die Finger sind braun von der Erde, aus der ich die Blumen stahl, die Handteller von Schwielen und Blasen übersäht, blutend von stechenden Rosendornen.
Dann frage ich: Wozu habe ich das getan? Warum bin ich so dumm?
Warum glaube ich so fest an Deine Liebe - und kann sie jetzt schon wieder einfach nicht verstehen? Wie liebst du mich, wenn nicht durch meine Blumen?
Und mir tut alles, alles weh, weil sich alle meine Blüten ausstreckten zu dir, ihr süßen wohlriechenden Köpfchen dir zuwandten in unbesamter Hoffnung - ihre Köpfchen hängen jetzt und sehnen sich von Herzen nach deiner Umarmung.
Wie soll ich ihnen erklären: Dass du mich liebst, aber sie nicht brauchst.
-------warum empfinde ich diesen terz noch nach über 4 jahren wo ist meine selbstsicherheit warum kann ich mich mit deiner merkwürdigen art der pragmatischen absolutheit und absoluten pragmatik nicht endlich arrangieren -------------
Am meisten schmerzt deine Argumentation:
Wir haben heute doch schon 20min telefoniert.
Und ich möchte auf der Stelle heulen und die Türen zuschlagen und mich unendlich klein verstecken... Wage den Blick in die Sonne indem ich sage "Aber sonst sehen wir uns 24 Stunden..." Und es fällt ins nichts, ich sitze im Schatten, deine Sonnenstrahlen treffen mich nicht. Jetzt grabe ich ein tiefers Loch, lege mir Laub auf die Lider, damit ich nicht mehr in dein Licht schiele und mir wieder wehtue.. Ganz schnell bin ich verbuddelt.
Nicht nölig, nicht müde, nicht all das was du denkst, sondern ganz einfach:
fremd.
Anders als du.
Mein Bedürfnis dich zu bejahen ist genauso groß wie das, von dir bejaht zu werden.
Und vielleicht ist es ein kleiner Schmerz, weil ich ja weiß, dass du mich liebst.
Doch der Moment, in dem man sich in den Finger schneidet, den Kopf anstößt oder das Schienbein, der Moment, in dem es richtig weh tut: da weiß man einfach noch nicht, ob es ein kleiner Schmerz ist, den man nach Minuten vergisst, oder ob es einen großen Bluterguss gibt, oder gar Schlimmeres, das einen länger beschwert.
Man weiß es einfach nicht - es tut nur weh.
So sitze ich jetzt an meinen Schmerz geschmiegt und tröste die Tränen meiner eigenen Blumen.
Wie konnte ich nur glauben, dass sich daran je etwas ändert
-schlimmer- wieso glaube ich es schmerzlich noch immer?
wilhelmina - 15. Aug, 22:05